Studie: Chinas aufstrebende Provinzen werden immer attraktiver für deutsche Mittelständler
Nach Shanghai und Peking entdeckt der in China tätige deutsche Mittelstand verstärkt die Städte nahe der chinesischen Metropolen sowie die aufstrebende Provinz für sich. So hält fast jeder produzierende Betrieb (92 Prozent) eine Ansiedlung in kleineren Städten für attraktiv. Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) können sich außerdem eine Niederlassung in einer der Provinzhauptstädte vorstellen. Das belegt eine Studie des German Centre Shanghai, dem Mittelstandszentrum der BayernLB in China, und des Chinaforums Bayern. Für den „China Poll“ wurden mehr als 180 in China aktive deutsche Unternehmen befragt.
„Nicht nur das produzierende Gewerbe, sondern auch im Einkauf tätige deutsche Firmen zieht es zunehmend raus aus den großen, sogenannten Tier-1-Städten“, sagt Christian Sommer, Geschäftsführer des German Centre Shanghai. „Dagegen bleiben Vertriebsniederlassungen Städten wie Shanghai, Peking oder Guangzhou weiterhin eher treu“. Insgesamt halten mehr als drei von vier Unternehmen es inzwischen für wichtig, mit mehreren Niederlassungen im Reich der Mitte vertreten zu sein. „Standorte in mehreren Regionen sind inzwischen fast ein Muss, denn der chinesische Markt erweist sich vor Ort als sehr vielschichtig“, betont Sommer.
Der Zugang zu qualifiziertem Personal ist für die Firmen bei der Ansiedlung von größter Bedeutung, an zweiter Stelle folgt eine gute logistische Anbindung. Auch die Nähe zum Kunden sowie ansiedlungsfreundliche und wenig bürokratische Behörden sind den deutschen Unternehmen vor Ort sehr wichtig.
Ein bei den Firmen außerordentlich beliebter Standort ist die Stadt Taicang in der Provinz Jiangsu im Osten Chinas, knapp 50 Kilometer nordwestlich von Shanghai. „Dort haben sich mittlerweile gut 200 deutsche Unternehmen niedergelassen, darunter allein 30 aus Bayern“, sagt Stefan Geiger, Geschäftsführer des Chinaforums Bayern e.V. Daraus ergeben sich zahlreiche Kooperationsmöglichkeiten. “Gemeinsam mit der Deutschen Auslandshandelskammer wird beispielsweise eine duale Ausbildung etwa zum Mechatroniker oder Werkzeugmacher angeboten“, erklärt Geiger.
Zudem ist die Nähe zu Shanghai ein Grund, weshalb sich viele deutsche Unternehmen für Taicang entscheiden. Rund eine Autostunde von der Metropole entfernt, bietet der Standort hervorragende internationale Verkehrsanbindungen und ein attraktives Lebens- und Arbeitsumfeld. Die Gehälter und Mieten indes liegen deutlich unter denen der benachbarten Metropole Shanghai.
Deshalb plant die BayernLB mit ihrem Tochterunternehmen German Centre Shanghai ein weiteres Mittelstandszentrum in Taicang. Ab Ende des Jahres finden Firmen aller Branchen dort Unterstützung und eine Infrastruktur mit lokalen Netzwerken. „Das erleichtert den deutschen Mittelständlern nicht nur den Arbeitsalltag in China. Auch gelingt den Unternehmen so ein kostentransparenter und schneller Markteinstieg“, sagt Matthias Müller, Geschäftsführer des neuen German Centre Taicang.
Die Studie zeigt, dass deutsche Firmen in China eine konkrete Zusammenarbeit untereinander wünschen. Sie schätzen insbesondere eine gemeinsame Kooperation bei der Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern und einen gemeinsamen Auftritt bei Behörden (jeweils 74 Prozent) sowie den Austausch von Know-how (64 Prozent). „Die Möglichkeit, sich auszutauschen und unkompliziert gemeinsame Lösungen zu finden, ist genau das, was unsere Mieter an einem German Centre schätzen“, so Müller.
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